Spuk im British Museum
Spukt es im British Museum? Ob beim Sicherheitspersonal, der Kurationsabteilung oder im Serviceteam – in nahezu jeder Ecke des Museums gibt es jemanden, der von paranormalen Ereignissen berichten kann.
Als ich im Herbst 2021 mit den Recherchen zu meinem Roman Der Tod steigt aus dem Sarkophag begann, hatte ich bereits von der einen oder anderen Geistergeschichte rund um das British Museum gehört. Das Ausmaß an glaubhaften und belegten Erfahrungsberichten überraschte mich dann aber doch.
Zugegeben, das British Museum ist ein historisches und beinahe 200 Jahre altes Gebäude. Aber wir reden hier nicht von seltsamen Geräuschen, die man auf knackende Holzbalken und knarzende Treppen zurückführen könnte. Oder von lauen Luftzügen, die durch undichte Fenster oder Ritzen im Gemäuer pfeifen. Was man sich im British Museum hinter vorgehaltener Hand erzählt, ist schlichtweg eines: übernatürlich.
Einige Ereignisse sollen durch Überwachungskameras aufgezeichnet worden sein. Selbst die renommierte britische Wochenzeitung The Economist berichtete über die Geschehnisse. Und Jim Peters, Sammlungsmanager in der Abteilung für Großbritannien, Europa und die Vorgeschichte, bestätigte, dass es im Museum „unruhige Objekte“ gebe.
Die in meinem Roman Der Tod steigt aus dem Sarkophag geschilderten Geschichten rund um die Mumie der Amen-Ra, oft auch als Unlucky Mummy bezeichnet, fußen also durchaus auf reale Ereignisse – und sie sind nicht die einzigen.
Plötzliche Temperaturabfälle
Phil Heary beispielsweise arbeitete fast 30 Jahre lang als Fremdenführer im British Museum. Er liebte seinen Job. Aber in der oberen ägyptischen Gallerie fühlte er sich unwohl. Als er Anfang der 1990er Jahre während eines Besuchs von Prinz Charles und dem damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak gebeten wurde, die Galerie vorzubereiten, fiel die Temperatur plötzlich so rasant ab, dass sich der Raum wie ein Gefrierschrank anfühlte. Sein Atem formte kleine Wolken in der Luft. Und ein unerträglicher, übler Geruch drehte ihm den Magen um.
Von Geisterhand bewegte Türen
Ein anderer Mitarbeiter berichtet, wie er gemeinsam mit zwei Sicherheitsleuten durch das Gebäude ging, um die Türen für die erwarteten Besucher zu öffnen. Als sich zwei dieser Türen plötzlich von alleine bewegten, blieben sie stehen, um zu sehen, wer ihnen begegnen würde. Doch auf der anderen Seite der Türen wartete niemand. Sie waren allein. Nicht ein winziger Lufthauch zog durchs Gebäude. Verändert hätte er ohnehin nichts. Denn die riesigen Flügeltüren im British Museum sind so schwer, dass sie sich oft nur mit dem kompletten Einsatz des Körpergewichtes bewegen lassen.
Spektrale Erscheinungen
Immer wieder kommt es vor, dass Besucher von seltsamen Spiegelungen oder Erscheinungen auf Fotografien von Museumsobjekten berichten. Zufall? Der Gedanke liegt nahe, wenn es nicht Geschichten wie die folgende gäbe.
Als von Oktober 2014 bis Januar 2015 die Sonderausstellung Germany – Memories of a Nation im British Museum gastierte, sah ein Nachtwächter auf den Bildern der Überwachungskamera plötzlich riesige Lichtbälle, die sich in der Luft bewegten. Die Erscheinung war so real, dass sich umgehend andere Wachen auf den Weg machten, um herauszufinden, was vor sich ging. Sie entdeckten nichts, berichteten aber von einem gespenstischen Gefühl, während der am Monitor verbliebene Kollege beobachten konnte, wie sich die Lichtbälle um die Wachleute herum bewegten.
Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass dieses Phänomen mitten in der Nacht das Sicherheitspersonal in Atem hielt. Erst mit dem Ende der Sonderausstellung beruhigte sich die Lage wieder. Einige Kuratoren des British Museum führten die spektralen Erscheinungen auf ein Teil des Eingangstores zum Konzentrationslager Buchenwald zurück, das Bestandteil der Ausstellung gewesen war.
„Manche Dinge sollten bleiben, wo sie waren.“
Ohnehin sind es nicht selten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurationsabteilung, die von übernatürlichen Erlebnissen oder gar fliegenden Objekten berichten. Schließlich haben sie tagtäglich mit den Ausstellungsstücken zu tun. Viele dieser Gegenstände haben die Besucher des Museums noch nie zu Gesicht bekommen. Im World Conservation and Exhibitions Centre des British Museum ist man sicher, dass alle Artefakte die Energie ihrer eigenen Geschichte in sich tragen. Manche Dinge, so sagt man, sollten daher besser wieder dorthin zurückkehren, wo man sie gefunden hat.
Und genau hier beginnt die Geschichte von Der Tod steigt aus dem Sarkophag.