„Rachegötter“ für Kurd-Laßwitz-Preis nominiert
Kurd-Laßwitz-Preis? Nie gehört. Rachegötter war die erste echte Science-Fiction-Geschichte aus meiner Feder. Als ich im November 2010 mit ihr im Gepäck zu einem Seminar an der Bundesakademie Wolfenbüttel reiste, hatte ich keine Ahnung, wohin das führen würde.
Eine der obersten Regeln meines Quereinstiegs ins Schriftstellerleben war: Finde Gleichgesinnte! Das Leben am Schreibtisch kann zwar ziemlich aufregend und friedlich sein – ist am Ende aber vor allem eines: einsam. Ich meine, jetzt mal Butter bei dir Fische, nach gut eintausend Vorstellungen Ich war noch niemals in New York am Hamburger Operettenhaus war ich anderes gewöhnt. Stell dir vor, du kriegst jeden Abend für deinen Job von tausenden Menschen Standing Ovations (das Büro möchte ich mal sehen ;-)) und dann sitzt du plötzlich allein daheim an deinem Schreibtisch …
Ich hatte zwar meinen Hund, die einmalige Siberian Husky Hündin Shanti, die mir schon damals mein Autorenleben versüßte und mich in meiner Entscheidung diesen Weg zu gehen, enorm bestärkt hatte. Schließlich wollten wir unsere viel zu kurze Hundelebenszeit gemeinsam und nicht getrennt voneinander verbringen. Aber am Ende war und ist dieses einsame Getippe am Schreibtisch doch ziemlich befremdlich. Man sitzt da, redet mit sich selbst und fragt sich irgendwann: Hallo, ist da noch wer?
Meine erste Heldenreise: nach Wolfenbüttel
Ich brauchte also eine Lösung. Schreibverrückte gibt es viele auf der Welt. Aber ich sehnte mich nach welchen, die mehr als nur das Hobbyschreiben wollten, die genauso verrückt waren wie ich, alles für das Schreiben aufzugeben. Während meiner Suche stieß ich auf ein Seminar an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Schon alleine der Name klang nach: nur für richtig Durchgeknallte. Dann auch noch drei Tage, eingeschlossen in einer alten Mühle … Ob ich mich dort überhaupt bewerben konnte?
Ich tat es einfach! Und ich bekam einen Teilnehmerplatz. Yippieh! 😀 Aber da natürlich jede Heldenreise mit einer entscheidenden Prüfung verbunden ist, bekam ich auch hier eine Aufgabe gestellt. Ich sollte eine Science-Fiction-Geschichte schreiben. Das Thema: Missverständnisse und Probleme bei der interstellaren Kommunikation. Puh! Nach einigen Tagen K(r)ampf brachte ich den ersten Wurf von „Rachegötter“ aufs Papier.
Die tiefste Höhle und Heimkehr mit dem Elixier
Im Nachhinein kann ich sagen: Die Bundesakademie war eine der besten Entscheidungen meiner Schriftsteller-Laufbahn. Nicht nur, dass meine Geschichte entscheidende Impulse bekam, ich hatte erstmals wirklich das Gefühl, unter Gleichgesinnten zu sein. Und die Atmosphäre der alten Mühle hatte etwas Schillerhaftes an sich, wie ich es mir beim Runterbeten sämtlicher Klassikerzeilen auf der Schauspielbühne insgeheim immer vorgestellt hatte.
Wieder daheim war ich fix und fertig, regelrecht ausgelaugt und zugedröhnt zugleich. Ich hatte kaum geschlafen und unzählige Impulse für meine Kurzgeschichte im Gepäck, inklusive des Namens einer Zeitschrift, die tatsächlich Science-Fiction-Kurzgeschichten veröffentlichte: die phantastisch!.
Kurd-Laßwitz-Preis: die Nominierung aus dem Nichts
An die Überarbeitung meiner Kurzgeschichte kann ich mich noch sehr gut erinnern. Klar, während meines Studiums hatte ich auch bereits Texte überarbeitet – aber nie in solchem Umfang. Ich musste streichen, umstellen, neu schreiben … Es fühlte sich an wie das Erklimmen eines unbezwingbaren Berges. Aber ich beschloss, mich durchzubeißen. Schließlich hatte ich von meinen Dozenten Klaus N. Frick und Frank Borsch so viele wertvolle Impulse mit auf den Weg bekommen. Die konnte ich nicht einfach versanden lassen.
Das Ergebnis gefiel mir so hervorragend, dass ich es tatsächlich an die Zeitschrift phantastisch! schickte. Wenig später erhielt ich eine E-Mail mit der Nachricht, dass meine Geschichte direkt in einer der nächsten Ausgaben erscheinen würde. Ich flippte aus. Das war meine absolute Erstveröffentlichung. Ich fühlte mich wie nach einem Ritterschlag. Ich war Schriftsteller. Endlich!
Die wahre Überraschung jedoch ereignete sich erst viele Monate später. Irgendwann im März 2012 erreichte mich eine weitere E-Mail. Sie informierte mich darüber, dass ich mit meiner Kurzgeschichte „Rachegötter“ für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert worden sei und stellte mir allen Ernstes die Frage, ob ich mit dieser Nominierung einverstanden sei. Hallo? Jaaaa!
Der große Showdown
Ich muss zugeben, dass ich bis zum damaligen Zeitpunkt noch nie etwas vom Kurd-Laßwitz-Preis gehört hatte. Also begann ich die Recherchen, las und staunte. Das Leben geht übrigens die seltsamsten Wege. Du sitzt einsam am Schreibtisch, gehst heraus in die Welt und erlebst den Knaller.
UPDATE: Für einen Preis hat es am Ende nicht gereicht. Es blieb bei der Nominierung und einem Ehrenplatz auf der Nominierungsliste. Aber das störte mich nicht. Denn hey: Mein Weg hatte doch gerade erst begonnen …