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Veröffentlichungen

200. Kurzkrimi veröffentlicht

Ronny Rindler | 22. Februar 2018

Unglaublich, aber wahr: Mit der Ausgabe 09/2018 der Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“ wurde mein 200. Kurzkrimi veröffentlicht. Party!

Zweihundert Kurzkrimis – das klingt verrückter als es ist. Schließlich schreibe ich seit 2011 für HML-Media. Im Schnitt schrieb ich also zwei Kurzkrimis pro Monat. Aber wie man sieht: Es summiert sich. 😀

Jetzt fragt mich bitte nicht, ob ich mich noch an alle Kurzkrimis erinnern kann. Ich kann es definitiv nicht. Die meisten entstanden für Auf einen Blick, einige für Die neue Frau. Ich erinnere mich an Momente, als ich in meinem Hamburger Supermarkt im Zeitschriftenregal nach einer Auf einen Blick griff, den Krimi aufschlug, meinen Namen las und dachte: Ach stimmt, das hast du ja auch geschrieben.

Klingt verrückt? Ist es aber gar nicht. In meinen Hochphasen entstanden 4 bis 8 Kurzkrimis pro Monat. Zwischen der Abgabe, der Einplanung und dem endgültigen Erscheinungstermin vergehen nicht selten Monate. Bis dahin sind also unlängst etliche neue Krimis entstanden.

Mein 200. Kurzkrimi „Teestunde“ in der Zeitschrift TV-Klar.

Zum Jubiläum: Zwei auf einen Streich

Als wäre es genau geplant, erschien mein 200. Kurzkrimi nicht nur in der „Auf einen Blick“, sondern zeitgleich ebenfalls in der „TV Klar“. Seine ursprünglichen Texte plötzlich so sauber gelayoutet in einer Zeitschrift zu sehen ist auch beim 200. Mal noch immer ein Erlebnis.

Ausgabe 09/2018 der Fernsehzeitschriften „Auf einen Blick“ und „TV Klar“

Panik in Ostfriesland: Gift im Tee?

Schauplatz meines Jubiläumskrimis ist das ostfriesische Teemuseum in Norden. Ein Besucher der Teetied ist nach dem Genuss seines Ostfriesentees tot zusammengebrochen. Eine knackige Mördersuche beginnt.

Teestunde hat mir tatsächlich besonders viel Schreibfreude bereitet. Denn dieser Krimi ist ein hervorragendes Beispiel für die perfekte Symbiose aus Kürzestgeschichte, Lokalkolorit und Krimirätsel. Ich gebe zu: Nicht immer gelingt es gleich gut. Aber ich tue stets, was ich kann. Lest selbst:

Mit dem Fahrrad über die Leda hatte ich es in zwei Minuten von der Polizeiinspektion zum Teemuseum geschafft. Ich schnaufte wie eine Dampflok. Museumsführerin Rieke weinte in ihr Taschentuch. „Schrecklich, ausgerechnet Franz. Herzinfarkt, mitten in meine Teetied.“
„Das heißt Teezeit“, übersetzte einer der anwesenden Touristen.
„Streber!“, dachte ich. Franz lag mit dem Gesicht inmitten seiner zerschlagenen Teetasse. Porzellansplitter hatten sein Gesicht aufgeschnitten. Das Gesicht des Notarztes sah noch schlimmer aus: bleich wie das Sahnewölkchen im Ostfriesentee. Ich wusste sofort, dass er nichts Gutes zu berichten hatte. „Nun komm schon“, sagte ich. „Raus mit der Sprache!“
„Kein Herzinfarkt“, brabbelte der Notarzt in seinen Seemannsbart. „Er wurde vergiftet.“
Ein Aufschrei ging durch die anwesende Touristengruppe. Der Arzt sprach ruhig weiter: „Irgendwas Schnellwirkendes. Dauerte nur Sekunden.“ Er schnalzte mit seinen Hosenträgern, sah grummelnd in die große Runde und flüsterte Rieke und mir zu. „Vermutlich der Tee.“
„Nein!“, wehrte sich Rieke. Kein Wunder, sie kannte den toten Franz vom Taletta-Groß-Gymnasium. Der Frauenheld hatte sie früher im Sportunterricht gemobbt. Mord aus Rache? „Wir wollten uns doch aussöhnen“, jammerte Rieke, als könnte sie meine Gedanken lesen. „Ich habe den Tee nicht vergiftet.“
„Gift im Tee?“, schrie eine Touristin. Panik brach aus. Einige steckten sich den Finger in den Hals. Der Strebertourist schlug mit seinem Teelöffel gegen die leere Teekanne. „Ruhe!“ Alle blickten ihn entgeistert an. Er erhob den Teelöffel. „Der Arzt meinte, es sei ein schnell wirkendes Gift gewesen. Wenn wir alle davon getrunken hätten, wären wir doch längst tot.“
Ich rollte die Augen. Am liebsten hätte ich alle Touristen auf den Mond gejagt. Aber sie brachten jede Menge Umsatz nach Ostfriesland. Sollten sie ihren Spaß haben. Ich überlegte. Der Strebertourist hatte recht.
„Der Kandis!“, rief jemand laut dazwischen. Der Strebertourist konterte. „Unmöglich. Ich habe alles dokumentiert.“ Er zückte schnell sein Handy und präsentierte stolz seine Fotosammlung. „Erst gab die Dame jedem den Kandis, dann den Tee und dann das Wulkje, das Sahnewölkchen.“ Wieder erhob er den Teelöffel. „Gegen den Uhrzeigersinn. Um
die Zeit anzuhalten.“
Er hatte recht. „Entgegen der Zeit!“, rief ich. Auf dem Foto konnte man es sehen. Der Spur der Sahnewolke zufolge war das Wulkje in der Tasse des Toten aber mit dem Uhrzeigersinn eingegossen worden. Rieke klappte die Kinnlade herunter.
„Ich erinnere mich. Der Herr hatte eine Zwischenfrage, als ich das Wulkje verteilte. Vermutlich muss jemand anderes in dieser Zeit Franz die Sahne in die Tasse gegossen haben.“
„Und die war vergiftet“, kombinierte ich und blickte zu seiner Sitznachbarin. Prompt sprang diese auf. Ein Fläschchen mit milchiger Flüssigkeit purzelte ihr aus der Handtasche.  „Festnehmen!“, rief ich. Strebertourist warf ihr den Teelöffel zwischen die Beine. Sie trat mit dem Absatz darauf, knickte weg und stürzte. „Betrogen hat er mich!“, schrie sie. „All die Jahre.
Soll er in der Hölle schmoren.“

Geschrieben von Ronny Rindler





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